Sciora di Fuori - Via Diretta Integrale (Fuorikante)

Mit nasser Ausrüstung verlassen wir das Mello und machen uns auf ins Bergell. Geplant ist abends noch vom Parkplatz in Laret zur Sciora-Hütte aufzusteigen. Leider holt uns auch dort der Regen ein, so dass wir eine kurze Nacht im Caddy verbringen und um 4h Richtung Hütte aufsteigen. 3h später stehen wir am Einstiegsschneefeld des unteren Teils der Kante. Die ersten Längen sehen teilweise recht nass aus und bei gefühlten 0 Grad stellt sich trotz moderater Schwierigkeiten und neuen Bohrhaken kein Kletterfluss ein.


Unser Ziel (links) im ersten Tageslicht


Im unteren Teil




Mit der Querung des Geröllfeldes (nach 1/3 Kletterstrecke) beginnt nun der steilere Teil der Route.



Die markante Verschneidung

Der Fels ist nun trocken, der Wind macht uns weiterhin zu schaffen (Kapuze der Gore-Jacke ist die ganze Tour permanent auf).




 Nach etwas mehr als der Hälfte der Kletterstrecke hat die Sonne dann endlich ein Einsehen mit uns.


 Jetzt folgen Traumseillängen in bestem Bergeller Granit.



Länge 17: Super Bewegungsproblem auf fast 3000m Höhe

 Die 6c Länge klettern wir A0. Die Tour wurde hier eher sparsam saniert (noch viele alte Stichtbohrhaken).







Danach ist der Weg frei zum Ausstieg.












Nach 9h Kletterei sind wir am Ende der Kante angelangt. Der Abstieg läßt sich mit der Topoguide-Skizze gut finden. An der Scioretta kann man die im Topo beschriebene Passage über die Hangelschuppe nicht mehr gehen, weil sie einfach nicht mehr da ist. Sind vor dem Ausbruch nach oben geklettert (Kletterschuhe anziehen) und haben die Scioretta dann leicht links überschritten.
Nach dem Abseilen über die Via Noemi machen wir uns dann auf den langen Rückweg. Stef eilt voraus und holt den 2ten Rucksack und die Eisausrüstung vom Einstieg.










Um kurz nach 22h sind wir dann wieder am Auto. Ein sehr langer und anstrengender Tag geht zu Ende.


Facts
Sciora di Fuori - Via Diretta Integrale/Fuorikante (7-/A0, 900m)
Bergell
Material
50m Doppelseil
Camalot C4 #0,4-2
12 Expressen
Pickel und Leichtsteigeisen (1 Paar für den Vorsteiger reichen)

Topo
Topoguide

Eine Pausetour mit sehr guter Absicherung und komplett eingerichteten Standplätzen. Von der ersten bis zur letzten Seillänge tolle und kompakte Kletterei.

Asteroidi - Oceano Irrazionale

Der Asteroidi am Eingang des Val di Mello, hat Stef und mich schon bei unserem ersten Besuch (vor ca. 5 Jahren) und seinen Bann gezogen und nicht mehr los gelassen.
Nun ist es endlich so weit. Mit den großen Cams bewaffnet, geht's am Sonntag Richtung Mello. Nach einer kurzen Nacht stehen wir am Montag um kurz vor 9 am Einstieg. Der Weg zu diesem ist schon ein kleines Abenteuer für sich.

Der Asteroidi (rechts) bei (fast) Vollmond

Die erste Länge sucht sich von rechts kommend, den leichtesten Weg unter das zentrale Risssystem.


Nun geht es in 2 Längen hinauf unter das markante Dach.






 
Die nun folgende Schlüssellänge hat es in sich. Zwar im Führer "nur" mit 6a angegeben, verlangt der horizontal aufsteigende Riss kräftiges Zupacken und gute Nerven. Die alten Schlaghaken machen keinen vertrauenerweckenden Eindruck und mobiles Absichern ist oft schwierig (vorallem wenn man keinen 5er Cam in seinem Portfolio hat).







Nach überwinden des Daches wechselt der Charakter der Route komplett. Nun dominieren Platten und flachere Verschneidungen. Standplätze sind kaum mehr eingerichtet.




Vom Ausstieg aus kann man bequem über die Abseilpiste (jeweils 2 neue Ringhaken oben und teilw. ein Bohrhaken mit großem Kettenglied weiter unten) zum Einstieg gelangen. Wir holen die Rucksäcke und setzen das Abseilen über die Tour "Piedi di Piombo" fort. 
Am letzten Abseilstand fängt es leicht zu tröpfeln an (Regen ist angekündigt), 2 Minuten später schüttet es wie aus Kübeln. Am Einsteig entstehen Wasserfälle, die einen fast den Wald hinunter spülen. So was habe ich (wir) auch noch nie erlebt. 

Facts
Asteroidi - Oceano Irrazionale (6b, 525m)
Val di Mello

Material
50m Doppelseil
Camalot C4 #0,4-5 (anstatt #5 viell. auch 2x#4)
Camalot C3 #0-2
Link Cam 1 und 2
mittlere Klemmkeile
10 Expressen

Die Dachquerung ist zwingend zu klettern. Auf einem schlechten Normalhaken kurz nach der Quergangsmitte folgt ein Placement für einen 4er Camalot, der aber nicht optimal liegt. Viell. tut man sich leichter, wenn man einen 2ten 4er oder einen 5er dabei hat.






Heelzapfen - Ohne Heel und Tadel

Vom Zapfenfieber infiziert, geht es letzten Sonntag gleich nochmal an die Freispitze hoch. Das eigentliche Ziel ist die Zone 90 (verläuft rechts der Zone 40). Leider haben die Regenfälle der letzten Tage ordentliche Spuren in der oberen Wandhälfte hinterlassen. Eine Ausweichroute muss her und ist mit der "Ohne Heel und Tadel" auch schnell gefunden. Leider verpenne ich in der ersten Länge den Abzweig und lande am Zwischenstand der Nachbarroute.

Axel in der Rissverschneidung der Diebstahl und Heelerei

In der 3ten Länge kommen wir dann wieder auf den richtigen Weg. Super gute (und steile) Kletterei.









Mit ziemlich dicken Armen am Stand, überlass ich Axel die Schlüssellänge.


Auch die vorletzte Länge verlangt nochmals eine ordentliche Portion Ausdauer.








Die letzte 7en ist dann nochmals so steil, dass ich irgendwann die größten Kellen kaum mehr halten kann.














Nach dem Eintrag ins Gipfelbuch (nicht viele Begehungen pro Jahr und immer wieder die gleichen Namen (es muss einen wohl immer wieder an diesen Ort zurück ziehen)) wählen wir den mittleren Abseilstand (2 Bolt mit 2 gegenläufigen Karabinern). Wir seilen bis zum letzten Stand der Zone 40 ab (wollen wir eigentlich nicht hin) und können dann das Seil nicht abziehen. Also steile 6- wieder hoch und einen Klebehaken (10m weiter rechts) genommen. Jetzt sind wir auf der Abseilpiste der Zone 90, die uns problemlos nach unten bringt. Ein Ziel für den nächsten Besuch ist dann auch schnell gefunden.

Facts
Rote Platte (Heelzapfen) - Ohne Heel und Tadel (7+, 270m)
Lechtaler Alpen

Material
60m Halbseil
12 Exen
Camalot 0,5-2

Lechtal - Heelzapfen Zone 40

Es ist echt ne Schande. Da gehe ich langsam (aber sicher) auf die 40 zu und bin noch nie eine Tour am Heelzapfen gegenüber der Freispitze (die auch noch ein weißer Fleck auf meiner Kletterlandkarte ist) geklettert.
Nach einer kurzen Nacht neben dem Auto geht's mit den Bikes am nächsten Morgen zur Materialseilbahn der Memminger Hütte. Weiter dann zu Fuss bis zur Schafgufel und von dort durch das Parseier Grieß zur Nordostwand der Roten Platte (Heelzapfen).






Nach einem ordentlichen Vesper müssen erst einmal die Schafe vom Einstieg vertrieben werden.







Chris ist sofort in seinem Element (" endlich mal nicht so eine Plattengeschw***").






In der nächsten Länge geht es über eine riesige hole Schuppe (keine Ahnung was das Teil in der Wand hält) nach oben.









Chris startet in den ersten 8ter. Was für ein tolles Bewegungsproblem...





Die nächsten 2 Längen bilden dann das Vorspiel zum (ganz) großen Finale.









Zu den Bildern muss man nichts sagen. 45 Meter purer Wahnsinn...













Nach nem rampfigen 7er sind wir dann am Wandbuch. Die Tour ist von 1999 und wir konnten die Begehung Nr. 30 verbuchen.













Nach einer sehr interessanten Abseilfahrt (sind über die Tour runter, Abseilpiste der Zone 90 wäre wohl die bessere Entscheidung gewesen), machen wir uns kurz nach 7 auf den langen Rückweg.




Bis zum Raddepot geht alles gut und dann passiert's. Ich will das Schloss öffnen und plötzlich habe ich den abgebrochenen Schlüssel in der Hand. Wir versuchen noch kurz das Teil irgendwie aufzubekommen, leider ohne Erfolg. Ich laufe los um das Auto zu holen und Chris versucht in der Zwischenzeit, den Baum (mit nem Taschenmesser) zu fällen, an den wir die Räder gekettet haben.
Kurz nach Madau bemerke ich plötzlich Lichter hinter mir. Ein Almbauer (mit 2 riesigen Hunden an Bord) nimmt mich mit. Am Parkplatz dann schnell in den Alfa und Straße wieder hoch. Um kurz nach 10 bin ich wieder oben. Eine Säge hat Chris keine gefunden, dafür aber Bier...
Wir beschließen unsere Drahtesel stehen zu lassen, essen in Reutte noch eine Pizza und sind dann kurz nach halb 2 wieder in Ulm.








Räder habe ich letzten Sonntag mit Christoph geholt. Dank dir (und auch an Johannes für den kleinen Bolzenschneider).




Facts
Rote Platte (Heelzapfen) - Zone 40 (8+, 250m)
Lechtaler Alpen

Material
60m Halbseil
14 Exen
Keile sind nicht notwendig

Wenn die anderen Touren am Zapfen auch so genial sind, müsste man eigentlich seinen Job kündigen, den Schäfer aus der Gufel schmeißen und sich dort häuslich einrichten und den ganzen Tag klettern, klettern, etc.