Sonnjoch - Herzschlag der Leidenschaft (1700m, 32SL, 8-/8)

Der Herbst nach der Führungssaison ist klassisch dem Alpinklettern gewitmet.

Nach dem ersten Winterintermezzo war es nur möglich Südseitige Klettereien zu wählen und all zu hoch sollte es auch nicht sein. Andy und ich entschieden nach einigem hin und her dass es ins Karwendel geht. Mir war viel Kletterlänge wichtig, also hat Andy eine brutal lange Tour aus dem Ärmel gezaubert: "Herzschlag der Leidenschaft"... naja der Titel erinnert mich eher an ein Volksmusikabend mit Tante Helene, aber macht ja nix. Dem Topo kann man schon entnehmen das es wahrscheinlich nicht von unten bis oben eine wahnsinns Kletterei im Rätikonstil auf uns wartet sondern das es mit leichten Längen und Gehpassagen auch a bissel Alpin dahiegeht.

Am morgen vor der doch recht hohen Wand.
  

Die unteren Längen sind durch recht leichte Kletterei mit kurzen plattigen Aufschwüngen gekennzeichnet.

Der Fels ist meist nur für Karwendelverhältnisse fest, wobei man immer wieder überrascht ist das recht brüchig aussehendes einen doch hält. Die richtig brüchigen Passagen sind aber gut gebohrt, gefährlich ist es meist nicht.
 

Ein seteiler Quergang bringt einen in die Hauptwand, was mir sehr gut gefällt, dass die Tour konsequent die Schwachstellen der Wand nutzt, eine echt logische Linie und das bei einer Erschließung 2010!

Nordseitig ist der Schnee schon im Karwendel und südseitig sind wir nur im Longsleeve unterwegs, das find ich ja herlich.
Andy geniest gerade den ausgesetzten Quergang im 6. Gard welcher uns auf die große diagonale Rampe weit über der Gramaialm bringt. 
 Der Fels pickt ganz ordentlich.

Am Ende der Rampe rechts...in Seillänge 19 beginnt dann der härtere Teil der Wand.

Zuerst eine 6+ die diesen Schwierigkeitsgrat sicher verdient hat, mit der Wuchtl am Buckel schon mal zum anreissen. Ist halt ned immer ganz fest, aber schee.

Weiter gehts im 8. Grad wobei die Seillängen über 7 eher sehr soft bewertet sind, ich hätte 8- gesagt. Wenn gleich der OS hier ned geklappt hat weil ich zu einem falschen Grifft geschnappt hab, so ein Scheiß wie zurück seilen und nochmal, machen wir aber in einer 1700m Tour nicht!

 Nun kommt ein genialer 7er im Rätikonstil, nur würden wir da sicher keine 8 Haken auf 35m finden. 





Auch im Nachstieg mit Wuchtl darf ordentlich geklettert werden.





Nach der 7 kommt die Schlüßellänge, angeblich 8+, ich gehe ohne Ambitionen rein und wollt einfach mal sehen wie weit ich komm. Irgendwie fügt sich meine Bewegung gut in die Griffabfolge, ein etwas unkontrollierter Schnapper endet glücklicherweise mit dem Ringfinger auf einem kleinen Käntchen und plötzlich wittere ich Morgenluft, da ist was drin, a bissel Kampf und plötzlich stehe ich im leichteren Gelände, das hät ich ned erwartet OS nach dem ich im Sommer fast ned geklettert hab. Ich geb aber zu die Länge ist mit 8+ sicher überbewertet ich hätte 8-/8 ausgerufen. Etwas schwerer wie Galadriel bei ähnlichem Charakter.

Grasfleck wie im Silbergeier, nur min. 2 Grade leichter und doppelt so viele Haken.

Jetzt wird es leichter im 5+ Kamin, der auch locker 6- oder 6 vertragen hät kann man Cams legen, muß man aber nicht unbedingt...wie ich fast vermutet hab, die haben wir heut nur zum auslüften dabei.
 
Nun freue ich mich noch einmal auf eine angeblich schwere Piazlänge im Grad 7+ da kann man ja schon was erwarten...7+ Piaz da ist man normal sauber aufgepummt vor allem wenn man schon 26 Längen hinter sich hat. Das Ding ergibt sich aber kampflos und mmn. ist der 6+ Piazer im bayrischen Traum schwerer, da der wahrscheinlich hart ist würde ich hier 7- vergeben, wär auch was zum selber absichern gewesen, der Riss gäb's her. Dann hätt ma aber wieder wegen einer SL die fetten Cams dabei...auch bleed.     

Danach bricht die Tour völlig in die Wand aus und ignorriert die weiter führende Rissspur, die Motive bleiben im dunkeln waren aber sicher vorhanden. Die 6+, und hier seien alle gewarnt die hier am letzten Hemd ankommen, fordert einen nochmal richtig und ist nicht leichter als der Piaz drunter, nur nicht so anhaltend! 

Des Graterl ist dann nochmal schön fürs Alpinfeeling und die Schlußwand ist ein Traum aus Fels, ideal zum Ausklettern, bei Touren zählt ja oft der letzte Eindruck. Den NH nach der Scharte haben wir übrigens nicht gefunden.


Nach 7:45 +/- 10min (Wir haben am Einstieg nicht offiziel auf die Uhr gschaut) sind wir froh unsere Kletterschuhe gegen die Zustiegsschuhe wechseln zu können und gehen noch die 20min zum Gipfel. 


Super Stimmung heute Nachmittag, da wir deutlich schneller als erwartet waren, was sicher auch damit zusammen hing das der Andy brutal schnell war und wir, wo eigentlich keine eingespielte Seilschaft sind, trotzdem sehr gut mit einander arbeiteten, reichte es sogar für 2 Bier auf der Hochleger ;) .

Abendstimmung über der Lamps am Abend.... so muß Klettern sein.
  

Facts:
Sonnjoch - Herzschlag der Leidenschaft
1700m Kletterlänge 1100m Wandhöhe
oft 3-6 :-: 3 SL 7 :-: 1 SL 8- :-: SSL 8-/8 (meine Einschätzung)
4 Camalots für Leute die sich im 6er Gelände ned 100% sicher fühlen.
Wer vor hat alle Längen frei zu klettern braucht mmn. keine (Runout ca. 8m im 5er Gelände).
Ab dem 6. Grad recht üppig eingebohrt.

Recht tagesfüllende Action, Begehungszeiten variiren von knapp 4h (Solo)!!! bis weit über 12h
Ca. 8-9h ist sicher so ein schnelles Mittel.





Lechtal - Bergwerkskopf (2728m) und Dremelspitze (2733m)

Am letzten Donnerstag nochmals das tolle Wetter genutzt und mit Martin die beiden Gipfel von Zams (Inntal) aus bestiegen.
Ausgangspunkt ist der Parkplatz der Steinseehütte, den man über eine lange Schotterpiste von Zams aus erreicht.
Von der Hütte aus geht es dann am Steinsee vorbei zum großen Schotterfeld unterhalb der mächtigen Bergwerkskopf-Westwand.






Über eine breite Rampe gelangt man zum rechten Gratausläufer.




Über die Rückseite führt der Weg dann in leichter Kletterei (max. III-) auf den Gipfel.







Der Ausblick ist gigantisch.





Nach einer ausgedehnten Gipfelrast geht es über das Schotterfeld zurück zum See.
Über die Vordere Dremelscharte geht es dann in toller und langer Kletterei auf die Dremelspitze.
Von hier aus kann man den Bergwerkskopf nochmals in seiner ganzen Schönheit bewundern.





Auf der Rückfahrt über das Hahntennjoch darf sich dann auch der Alfa auch noch ein wenig austoben und von den Strapazen des "Hüttenparkplatzzustiegs" erholen.
@(Beifahrer)Martin: Sorry !!!
@Alfa: So richtig näher ist uns die flotte BMW-Fahrerin nicht gekommen (auch wenn sie uns zum Schluss dann doch noch überholt hat).