Mont Blanc "zentraler Frêneypfeiler"

Nun war es wieder so weit - es geht nach Chamonix!

Dieses Jahr war schon besonders, bis zu unseren Urlaubstagen war das Wetter sehr unbeständig - immer wieder starke Frontsysteme. Nun Ende Juli, Anfang August schien es besser zu werden: Wir starten los!

Nach ein paar Stunden kommen wir in Chamonix an. Gleich packen wir noch schwere Biwakrucksäcke und gehen auf das Plan du Midi. Hier ist erst mal 2 Tage und Nächte Akklimatisation angesagt - wir haben ja noch Großes vor!

An die Höhe angepasst, müssen wir uns noch von Kalk auf Granit umstellen, daher geht es noch ein paar Tage an die Aiguilles de Envers. Hier werden ein paar Piola - Touren geklettert (u.a. die Ambiance Eigerwand *Fette Route*). Nun sind wir nach 18SL wieder an den Granit zu gewöhnt und bereit für die große Fahrt!

Für 11€ geht’s durch den MB - Tunnel und für weitere 2,5€ hoch nach Frêney. Nur zeitlich zieht es sich etwas, so graben wir den Plan gleich ins Eccles aufzusteigen ein und übernachten auf der Monzino Hütte. Ein wahres Prachtjuwel an Hütte: leckeres Essen, super Ausstattung und kompetentes Hüttenteam!

Am Sonntag Morgen soll’s aber trotzdem los gehen, trotz der bequemen Hütte. Bis Montag Nachmittag bekommen wir gutes Wetter zugesichert. Wir ziehen nach ausgiebigem Frühstück, ziemlich spät los *als letztes*... Die ganzen Seilschaften verteilen sich, einige Richtung Felsklettereien in Hüttennähe, andere an den Peutery – Grat. Nur eine weitere Seilschaft aus der Nähe des Attersees ist noch mit uns Richtung Pfeiler unterwegs. Sie sind aber bereits vor und los. Am Col du Eccles haben wir unsere Mitstreiter eingeholt. Die gute Akklimatisation hatte sich ausgezahlt!

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[Bild: 5_freneyflanke_1.jpg] [Bild:  5_Pfeiler_1.jpg]

Hier auf dem Frêney - Gletscher muss man unweigerlich an Bonatti und seine Kameraden denken. Von denen einige hier, nach unglaublichen 7 Tagen in der Wand, erfroren. Diese wilde Ecke der Alpen ist auf Dauer nicht für Menschen geschaffen.

Nun steigen wir aber gemeinsam mit der anderen Seilschaft ein. Schon irgendwie beruhigend nicht alleine zu sein! Es läuft erst mal gut - bald aber merken wir, dass wir am falschen Pfeiler sind. In unserer Beschreibung heißt es, am tiefsten Punkt der Felsen einsteigen. Aber der Harlinpfeiler scheint mittlerweile deutlich weiter ausgeapert zu sein. So kommen wir noch zu zwei heiklen Seillängen Quergang und erst spät wieder auf die eigentliche Tour. Doch jetzt geht's schnell. Es fängt an zu laufen. Schnelle Materialübergabe und gute Wegfindung. Nur das 10kg Luder auf dem Rücken mit kompletter Biwak und Eisausrüstung nervt gewaltig.

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Wir kommen zügig zu der ersten schweren Kletterpassage, das Dächchen. Dieses Jahr ist es doch sehr kombiniert. In der Dachlänge hängt ein großer Eiszapfen und mir läuft die Siffe in die Ärmel – bähhhhh!

So oder so ist der Frêney dieses Jahr stark kombiniert. Wir müssen unterwegs oft die Schuhe wechseln, da die Felslängen uns zu schwer sind um sie mit den Stiefel zu klettern und der Schnee zu hart, um mit den Kletterpatschen durch zu laufen.


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Noch eine Seillänge tun wir uns an, dann erreichen wir einen Sims. Hier können wir wenigstens sitzen! Die Nacht ist echt außergewöhnlich. Wir schlafen nicht viel, aber genießen den fantastischen Ausblick auf Courmayeur und die 10^8 Sterne mit 400m Luft unterm Arsch.

Am nächsten Morgen scheint uns bald sie Sonne ins Gesicht. Es ist ja auch ein Ostpfeiler, dieser Frêney! Das wird ein Tag - wir freuen uns wie Christkinder!

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Doch das soll nicht lange halten, schon auf dem Weg zur Kerze macht es zu. Die Front ist wohl viel schneller als erwartet, die Temperatur sinkt rapide! Wir konzentrieren uns keinen Fehler zu machen, denn bei dem Wetter fliegt kein Hubi! Wir sind unsere einzige Versicherung hier. Wie ich von Chri erfahre, fährt an diesem Tag wegen Starkwind noch nicht einmal die Midi Bahn.

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Nun ist es echt Affenkalt! Die Kletterei wird zur Qual! Wir sind bereits hoch - 4400m vielleicht. Der Wind frischt auf und die Kletterei wird immer schwerer, auch auf dem Papier.

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Nun ist es bei der Kälte vorbei mit Freikletterei, ich hole meine Trittleiter heraus und kämpfe mich den ersten steilen Riss hoch.

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Es kostet viel Zeit und Kraft. Der Quergang zu dem großen Risskamin ist geschafft, aber dieses Ding sieht nun echt giftig aus! Leider gibt es keine Bilder, wir hatten nun andere Sorgen, durch die Quergeherei ist der Rückzug per Abseilen mittlerweile sehr schwer. Frank startet in die schwerste Länge - nach 10m kommt er aber ins stocken, seine leichte Leiter flattert so im Wind, das er sie nur ungenügend einsetzten kann. Nach einer halben Stunde Kampf, lasse ich ihn zu mir ab. Es liegt nun an mir... Aber meine Leiter ist besser! Ich klicke sie von Haken zu Haken und ziehe nebenbei an Schlingen, an die ich normal nicht mal mehr meinen Rucksack hängen würde! Verabschiedet sich nur eine, erlebe ich wahrscheinlich einen Reißverschluss erster Güte und wahrscheinlich täte das der Stand auch nicht mit machen. Aber es geht gut. A weng schwitzla durft ich aber scho... War mehr so der kalte Schweiß!

Nun noch 2 Längen Freiklettern und abseilen um die Gipfelflanke zu erreichen.

Wir steigen diese, über mäßig schweres Kombigelände, zum Brouillardgrat hoch. Oben empfängt uns Wind, der uns fast wieder den Berg hinunter bläst. In Minuten sind unsere Handschuhe steif! Wir entscheiden schnell zu einer westseitigen Randspalte abzusteigen und dort noch eine Nacht zu verbringen - nur unsere Schlafsäcke sind mittlerweile ziemlich nass. Hier war es aber windgeschützt und wir verbringen eine geruhsame Nacht ohne an einen Haken gekettet zu sein. Nur meine Füße tauen jetzt im Schlafsack auf! Noch einmal 30min Höllenqualen dann ist alles warm, gute Nacht.
Am nächsten Tag, mit letzten Kräften hoch an den Mont Blanc ... Da hat man allen Grund zu grinsen .... Warum der deutsche am Gipfel nach dem Normalweg vom Vallot lauthals schreit "so sehen Sieger aus", können wir nicht ganz nachvollziehen, auch nicht warum der Pole Liegestütz macht. Wir sind am Ende unserer Kraft, der Wind hat uns alles genommen was noch in uns steckte. Ich verdrücke mir eine kleine Freudenträne und genieße lieber die Morgenstimmung, immer wieder reißt es ein klein wenig auf! Ja es ist vorbei, ja wir haben es Geschafft!

[Bild: 5_Gipfel_3.jpg]

Nun bei Null Sicht den Normalweg über die Gôuter hinunter - bei der Autobahn kein Problem. Schaut man sich etwas die Menschen an, die hier -auch bei recht schlechtem Wetter wie an diesem Dienstag morgen- hier hochschlapfen, amüsiert man sich zwangsläufig etwas.

Resümee:
4 Tage am Berg und wir waren echt am Ende! Mit Sicherheit eine meiner schwersten Bergfahrten bisher, aber es hat sich 100% gelohnt, wenn auch die Verhältnisse nicht optimal waren.

Das Relaxen danach war aber bitter nötig Big Grin .

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Auch die Finger dürften sich etwas zu erholen wissen

[Bild: 5_Finger_frank_1.jpg] [Bild: 5_Finger_stef_1.jpg]


Nun nochmal kurz die Facts:
MB 4810m ; Kletterei ab 4000m Hauptschwierigkeit zw. 4400m und 4500m
Zentraler Ostwandpfeiler (Frêneyflanke)
Bonnington/Clough/Dlugosz/Whillians 1961 (eines der letzten großen Probleme am MB)
Wandzustieg: 2500mH (6-8h) (viel Kondition )
Kletterhöhe Fels: 500mH
Kletterhöhe Kombi: 300mH
Fels und leichte Kombiausrüstung (Satz Camalots bis 2 + 2 Link Cams und 3 Microns C3 ; Leichte Steigeisen 1 Eisgerät + 1 Eishammer 2 Schrauben)
Biwakausrüstung
Gesammt: ED (VI A1 oder 7a/7a+)

Gruß Frank und Stef.

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