Der Herbst soll richten was der Sommer verbrochen. Naja so streng wollen wir nicht sein, aber es wäre schon schön wenn man noch a bissele zum alpinen Sportklettern käme. Nach meinen ersten Lehrgängen und einem tollen Wochenende auf der Alb, war ich dann auch mal wieder richtig scharf auf eine schwere alpine Kletterei.
Niklas holt mich in Kempten ab und auf geht's ins Tannheimer Tal, der Sonntag versprach Kaiserwetter. Da ich nun mittlerweile die meisten der mittelschweren Touren an der Flüh kenne, erlaubten wir uns heute einen Schritt in Richtung anspruchsvolle Klettereien. Wir ersuchten die Barbara um eine Audienz. Nach dem Topo war schon klar, dass 6 Seillängen im unteren bis oberen 8. Grad eine hohe Herausforderung darstellen.
Gleich am Einstieg war sie aber schon zickig die Barbara, die kleine Guffel in der es startet ist nass, am Schuhwerk klebt Gamsscheiße und...Alter, sind die Griffe scharf. Bei mir macht's kurz fatz, das Bein ist nicht mehr am Tritt und schon fehlen zwei große Hautfetzen, ja das fängt ja gut an.
In der 2. Länge fehlt dann der Normalhaken, oder ich hab ihn nicht gesehen. Das ist gar nicht so super, weil wenn man jetzt vor dem zweitletzten und dem letzten Bohrhakl scheiße baut, liegt man Kopf voraus auf dem Vorsprung. Mit etwas zerrüttetem Nervenkostüm endlich am Stand. Noch eine schöne 7 dann geht es richtig los, aber schon hier fängt es an....jeder Stand ist mitten auf einer Platte, ich checks ja nicht was das soll, aber wenn ich das gewusst hät, wäre ein Sitzbrett im Gepäck gewesen.
Nun aber Schluss mit lustig ein kleiner Überhang leitet den Achter-Reigen ein. Mittlerweile haben wir uns etwas an das plattige Gelände gewöhnt. Aber bei den 8ern geht es dort weiter, wo es mit den 7-nern aufgehört hat, nämlich das alles tendenziell etwas hart ist. Ob es nur daran liegt, dass es sehr anhaltend ist, weiß ich nicht aber auch die Einzelstellen verlangen hervorragende Tritttechnik und großes Bewegungsrepertoire, etwas Fingerstrom ist auch nicht verkehrt.
Niklas seine 7+/8- ist wahrscheinlich eine der besten Längen der Tour, geile Moverei auf grauer Platte, nur der gewinnt der gleich den richtigen Ablauf erkennt, viel zurück gibt es nicht.
Die Schlüssellänge war dann harter Tobak, bis zur 4. Exe ok, dann echt hartes Arbeiten, von klettern wollen wir nicht reden.
Die 8+ hat uns nun vollkommen ausgesaugt, da in der Tour ziemlich obligat geklettert werden muss. Was die 8+ nicht geschafft hat, saugt nun die folgende 8- aus uns raus. Wir sind mittlerweile beide recht dehydriert, weil wir das Trinken am Rucksack gelassen haben und es deutlich wärmer war wie angenommen. Die Zehen tun mittlerweile auch recht weh und fand ich die 3 Hängestände vorher scheiße, fange ich nun an sie wirklich zu hassen, zudem oft 2-3m weiter ein kleiner Absatz gewesen wäre...ein guter Grund, warum man Routen nicht von oben Einbohren sollte.
Die letzten Nerven dieses Tages, kostet mich der Quergang am Ende der 8- Länge. Ist ja nicht grad so, dass es ein 3er Band ist zum rüberlaufen, ich nehme noch zwei Zwischenhaken von der Hinkelstein mit und gehe die Platte an die an den Stand führt. Scheiße jetzt bin ich aber gemolken. Ich hole Niklas zur Lagenbesprechung nach.
Wir sind beide nicht mehr wirklich frisch und wahrscheinlich nicht mehr in der Lage die beiden letzten 8ter Längen zu klettern. Wir nutzen die Gunst der Stunde und entflüchten über einen Klassiker zum Gipfel... Hier ist es auch schön spät und wir sind beide sicher dass morgen ein super Muskelkater ansteht. Im Nachhinein würde ich unbedingt über die Via Hinkelstein aussteigen, erstens spart man sich den bleden Quergang, zweitens ist das die logische Linie hoch und drittens sieht die Platte von der Hinkelstein Phänomenal geil aus....hoogh.
Beim sitzen am Gipfel wird aber klar....Herbstzeit ist die schönste Zeit im Gebirge.... Seele baumeln lassen und auf ein Bier aufs gute Gimpelhaus. Fast wie wenn man daheim wäre, schön.
Grüße Stef mit Niklas.
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Facts:
"Via Barbara"-Rote Flüh
EB (Rotpunkt): Markus Lutz
10 SL (300m), 8+ (8- obl.) keine Länge unter 7
12 Exen und 50m Seil reichen
Charakter: Steile Plattenkletterei mit sehr anhaltenden Längen.
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