"Via Franz" - Meisules dala Biesces

Die Tage, die ich mit Frank unterwegs sein kann, sind ja mittlerweile sehr gezählt. Uns spannt Arbeit und Weiterbildung doch so ein, dass es oft nicht passt. Aber endlich war es mal wieder so weit ein schönes langes WE steht uns bevor. Die Pläne gehen von Jorasses über Dru bis zur Marmolada. Die chamonixer Berge werden gleich am Donnerstag vor der Abreise gestrichen, da die Kaltfront einen dicken weißen Schneeteppich bis runter auf 2500m erzeugt hat. Also ab in die Dolos. Aber schon am abendlichen Zustieg zur Marmolada Südwand sehen wir, auch hier war Frau Holle auf Sommerurlaub und ihr Werk fließt nun, an den Bändern gesammelt, in flüssiger Form den Fels herunter. Nach einem Bier entscheiden wir, das es besser ist sich ein trockenes Felsstück zu suchen. So fahren wir zurück an die Sella und ein Telefonat mit dem Lieb Stefan bringt die Erkenntnis, dass die "via Franz" am Meisules dala Biesces trocken ist, hoch gelobt in manch Führerwerk. Wir treten nach ausgiebigem Frühstück die vertikale Reise an.

Die erste Länge war mal mit IV+ bewertet, dann V+ unser Topo fasselt was von VI- und der liebe Herr Vorsteiger hat 3/4 oben (nach 10m) schon dicke Arme....also wir wissen nun wie wir die Schwierigkeitsbewertungen nehmen müssen, ab V wird nix geschenkt. Zu allen Schwierigkeiten steckt der einzige Haken dieser Länge auf 8m und es ist unten nichts wirklich zuverlässiges zu legen. Tricams wären nicht schlecht. Aber die hängen beim Sicherer am Gurt. Nix desto trotz kommt Frank sturzfrei am Standgewurschtl an. Wir sind gewarnt!


Der Vorteil des Nachsteigens ist, man hat viel mehr Spaß im schlecht gesicherten Gelände, so war es für mich eigentlich ganz lässig zu klettern, aber für VI- hab ich grad auch recht dicke Arme...na gut, wir sind die steile Dolokletterei einfach nicht so gewöhnt.


Doch jetzt kommt der Nachteil des Nachsteigens, man steigt die nächste Länge nämlich vor. In unserem Fall eine hübsche VII- (laut Topo). Ich finde schon den ersten Haken, von unten in eine Schuppe gedengelt, nicht so vertrauenswürdig. Aber dass von hier weg gleich der Schlüsselzug kommt ist schon sehr nervenaufreibend.


Nach zwei drei versuchen, die allesamt damit enden, dass ich wieder zum Haken zurück klettere, weil ich zu feige bin rein zu stürzen. Löse ich die Stelle mit einer Trittschlinge um das Dächchen zu erreichen und damit dann auch bald den nächsten Haken. Danach geht die Länge eigentlich ganz gut. Nur die 2 BH die noch kommen sind nach 30 Jahren nicht mehr "state of the art". Irgendwie rette ich mich dann mittels Hangelleiste an den Stand.


Nun steigt Frank nach, er sucht die Lösung weiter rechts als ich, ist aber ähnlich erfolglos den unteren VII Grat zu finden, kann es jedoch Frei klettern. Es muss der Friend am Anfang der Hangelleiste noch etwas überzeugt werden damit er mit kommt.

Frank kommt nicht weniger fertig am Stand an wie ich, darf aber gleich wieder in den Vorstieg...jaja so läuft das Spiel. Dafür gibts diesmal eine sehr nette Länge, die sich gut absichern lässt und schön zu klettern war. Die Vogelscheiße stört dann auch nicht zu stak, man muss ja nicht gleich danach seine Finger abschloza.


Nun führt der Weg Richtung schwarze Wand. Die Felsqualität wird deutlich besser, die Wand etwas flacher und die Kletterei richtig geil. Nur bei der Absicherung müssen nun deutlich weitere Abstände in kauf genommen werden. Aber das bringen wir schon hin. Die Kletterei liegt uns nun deutlich mehr.




Frank sticht ins schwarze (Platten-)meer. Geile Moves, manchmal etwas tricky aber immer toll gefundene Wege durch die kompakten Bereiche. Gutes Auge hat er der Ivo Rabanser.


Überhaupt besticht die Routenführung dadurch, dass die Probleme der Wand geschickt gelöst werden, dies ergibt einen deutlich indirekten Wegverlauf mit Quergängen, aber man staunt immer wieder nicht schlecht, wie der nächste überhängende Bereich überwunden werden kann.

Igendwo in der 10.SL lassen wir uns dann aber doch etwas verwirren. Frank macht zu früh Stand. Ich komme hoch und versuche den vermeintlichen Riss im fünften Grad weiter zu klettern. Leider stellt es sich als sehr heikel raus und die Sicherung als unzuverlässig. Ich komme zurück zum Stand. Links in der Platte ist ein Haken, über den gehts. Ich steige auf die Platte und klettere erst mal. Leider ins Nirvana, es ist aber leicht genug, dass ich's wieder abklettern kann. Die Idee ist nun nach dem Haken wieder in den Riss rechts zu kommen. Tatsächlich das funktioniert. Nun ist es kein Problem.



Frank kommt nach und darf gleich die leichte Länge zum letzten Überhang gehen.



Hier wird's nochmal wild. Der Überhang lässt sich nur von rechts überhängend anklettern und die einzige brauchbare Sicherung ist die Sanduhrschlinge welche links neben mir baumelt. Die Lösung wäre nun das Ding an zu springen.... trau ich mich aber nicht. Ein 3er Camalot könnt auch passen in dem Griff drunter, ham mir aber nicht dabei. Also die alte Sächsische Art...Baustelle. Ich auf Franks Schulter und die Schlinge eingehängt. Gut dass uns keiner sieht :) .


Danach ergibt sich die Länge aber ohne Gegenwehr und das Ende ist auch in sicht. Mittlerweile druckt vom Langkofel aber bedenklich schwarze Wolken rüber. Frank beeilt sich beim abschließenden Fünfer, der etwas brüchig und dolomitentypisch anspruchsvoll war. Die letzte leichte Länge führt einen auf.....ja, eine Graswiese, wie daheim am Hochwiesler, toll. Die Wolken mahnen uns nicht zu sehr zu trödeln. Wir packen das Seil zusammen und gehen über den erstaunlich guten Weg zu Tale, wo es Bier gibt. Abends gibt es zusammen mir zwei Freunden Pizza und Wein im Black Hill....sehr schöner Abend.

Facts:

"Via Franz" - Meisules dala Biesces
355m (13 Sl), VII (stellen) meist VI.
EB: I.Rabanser, S.Comploi, T.Zuech - 1987

Material: Doppelseil 50m, Camalots: C3#2 + C4#0.3-#3, Satz Keile, 10 Express

Charakter: Steile Dolomitenkletterei in meist festem Fels. Nicht immer dort absicherbar wo man es gerne hätte. Schwierigkeiten ziemlich anhaltend, nicht Überbewertet. Kurze aber sehr eindrückliche Tour, wo mir vor einem Rückzug aus den oberen Etagen grauen würd. Die Kletterei ist aber genial. Standplätze müssen teils verstärkt werden.

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